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03/05/2024

Alter Freund, neue Liebe – Buntstifte

Vor kurzem habe ich einen alten Freund wiedergetroffen: den Buntstift. Er hat sich kaum verändert in den langen Jahren, die wir uns nicht gesehen haben, jedenfalls äußerlich nicht. Nachdem wir uns dann immer wieder getroffen haben, durfte ich feststellen, dass er doch eine ganz wunderbare Verwandlung durchgemacht: er ist innerlich gereift, glänzt durch Vielfältigkeit und ist kräftig und dennoch weich, leicht und trotzdem stark…

Bevor ich jetzt in die Trivialliteratur abgleite, beschreibe ich lieber, welche Ausführungen von Buntstiften es gibt und warum ich so gerne mit Buntstiften zeichne 🙂

Buntstifte bestehen in der Regel aus einer farbigen Mine und einer Holzummantelung. Es gibt auch Vollminenstifte; diese bestehen nur aus der Mine ohne Holz drumrum. Über die Mine schreibt Wikipedia:

„Die Mine des Buntstiftes besteht aus Farbpigmenten, Cellulosederivaten als Bindemittel, Talkum und Kaolin als Füllstoff sowie Fetten und Wachsen als Imprägniermittel. Um eine Wasservermalbarkeit zu ermöglichen, werden Additive, wie Emulgatoren und Tenside, beigemengt.“

Man kann generell drei Ausführungen unterscheiden: Buntstifte für Kinder und Schule, die Mittelklasse aus dem Kreativ-Bereich und die Künstlerstifte.

Buntstifte für Kinder

Jeder kennt sie, wir alle hatten welche im Kindergarten und in der Schule. Buntstifte für Kinder sind aus keinem „guten Holz geschnitzt“, ganz wörtlich – und genau das ist das Problem. Das Holz, mit denen die Farbmine gefasst ist, ist günstig, in der Regel Weichholz, das langfaserig ist und leicht bricht. Das ist eigentlich gerade für Kinder sehr ungünstig, denn beim Runterfallen des Stiftes bricht oft die Mine innerhalb der Holzummantelung und damit tut man sich schwer den Stift anzuspitzen. Weiterhin führen die langen Holzfasern dazu, dass das Holz beim Anspitzen reißt und so die Mine abbricht – eine scharfe Spitze wird schwierig. 

Um günstig verkauft werden zu können, muss man auch Abstriche bei der Mine machen. In Buntstiften für Kinder werden verhältnismäßig wenig Pigment, dafür mehr Füllstoffe verwendet. Dies führt dazu, dass die Stifte ziemlich hart sind und keinen besonders guten Farbabrieb haben. Dies bedeutet, dass auch bei stärkerem Druck nur wenig Farbe auf dem Papier ankommt – wenig Pigment eben.

Buntstifte aus dem Kreativ-Bereich

Sie enthalten mehr Pigmente, als Buntstifte für Kinder, sind also kräftiger beim Farbauftrag, doch das verwendete Holz ist meist auch Weichholz mit den oben beschriebenen Nachteilen. Achtung beim Einkauf: auf der Packung steht oft „Künstler-Buntstifte“ – dies bezeichnet aber eher das Anwendungsgebiet (künstlerisch, kreativ) und ist weniger ein Qualitätsmerkmal.

Buntstifte für Künstler

In echten Künstler-Buntstiften werden nur hochwertige, hoch lichtechte Pigmente verendet. Grundsätzlich ist die Zusammensetzung gleich derer in den beiden anderen Kategorien, jedoch ist das Verhältnis der Pigmente zu den anderen Zutaten sehr viel höher. Dadurch haben Künstler-Buntstifte einen wunderbar satten Farbabrieb, bringen also viel Farbe auf’s Papier.

Auch das Holz der Ummantelung ist von besserer Qualität: Hartholz, häufig Zedernholz, das sehr feinfaserig ist und sich sehr gut anspitzen lässt und durch seine Härte auch die Mine gut schützt.

„Echte“ Künstler-Buntstifte bester Qualität erkennt man daran, dass sie im Fachhandel einzeln erhältlich sind und auch am Preis: ein einzelner Stift kostet ca. 1,70 € aufwärts 🙁

Wasserfest oder wasservermalbar?

Für jeden Bereich gibt es wasserfeste Buntstifte und wasservermalbare (Aquarellbuntstifte). Letztere sind mit einem kleinen Pinselsymbol auf dem Stift oder dem Zusatz „Aquarell“, „Aqua“, „wasservermalbar“ oder ähnlichem gekennzeichnet.

Die folgenden Zeilen beziehen sich auf meine Erfahrungen mit wasserfesten Buntstiften in Künstlerqualität.

Hier habe ich sehr raues Papier verwendet

Zeichnen mit Buntstiften

  • Buntstifte können gut statt eines Bleistifts verwendet werden – mit einem großen Unterschied: sie lassen sich schlecht oder gar nicht wegradieren. Diesen „Nachteil“ gleichen sie dadurch aus, dass sie weniger verschmieren, wie es – insbesondere weiche – Bleistifte tun. 
  • Für Buntstifte kann raues oder glattes Papier verwendet werden. Auf rauem sieht man die Struktur des Papier noch gut, das ergibt eine schöne Lebendigkeit, allerdings sind feine Details so nicht zu erreichen. Dafür ist dann glatteres Papier besser geeignet. Ein wenig Struktur jedoch muss Papier für’s Zeichnen immer haben, sonst können die Pigmente nicht haften bleiben.
  • Auch getöntes Papier ergibt einen besonderen Reiz. Mit pigmentstarken Buntstiften kann man sogar auf sehr farbigem Papier zeichnen und damit einen tollen Effekt erzielen

Farben mischen mit Buntstiften…

… ist nicht so leicht, wie mit flüssiger Farbe wie beispielsweise Aquarell- oder Acrylfarbe. Es geht aber doch ganz gut und der besondere Charakter des Buntstifts bleibt gut sichtbar.

Drei Möglichkeiten fallen mir dazu ein:

  1. Farben flächig übereinander legen: Dazu wird der Stift flach angesetzt und mit nur leichtem Druck flächig aufgetragen – das nennt mann Schummern. Die zweite, dritte, vierte Farbe kommt dann darüber, bis der gewünschte Farbton erzielt ist
  2. Farben miteinander verwischen: Dazu werden die Farbflächen zusätzlich zum Schummern verrieben, entweder mit dem Finger oder man verwendet einen besonderen Stift, den sogenannten Blender.
  3. Farben als Linien neben- und übereinander legen: Dabei zeichnet man parallele Linien horizontal, vertikal, über Kreuz etc. Diese Technik wird sehr häufig beim Zeichnen verwendet und heißt –> Schraffieren.

In der künstlerischen Zeichnung und Illustration wird die Technik der Schraffur verwendet, um mittels eng aneinandergesetzter Linien, GrauwerteFarbtöne und Schattierungen darzustellen. Neben der einfachen parallelen Schraffur wird hier auch häufig die Technik der Kreuzschraffur verwendet: Über eine erste Lage von parallelen Strichen wird eine zweite Lage derart gezeichnet, dass sich die Linien in einem Winkel kreuzen. Hierdurch lassen sich sehr gut Schraffuren nachträglich dunkler machen und auch Hell-Dunkel-Gradienten darstellen. (Quelle: Wikipedia)

Kombination mit anderen Medien

Buntstifte lassen sich wunderbar mit anderen Techniken und Medien kombinieren, zum Beispiel Aquarell, Gouache, Pastell oder Acryl. Sie sind wahre Tausendsassas für Mixed-Media-Techniken. Mit glatten Untergründen wie Glas oder Metall vertragen sie sich allerdings nicht so gut, aber Papier, Pappe, Holz oder Leinwand sind kein Problem.

Inzwischen verwende ich nur noch Buntstifte in echter Künstlerqualität. Und so wurde mir auch klar, dass sich mein alter Freund über die Jahre gar nicht so sehr verändert hat – ich habe nur seinen Bruder getroffen, der meinem Kumpel aus Kindertagen zum Verwechseln ähnlich sieht, aber einen ganz anderen Charakter hat 😉

Ich finde, Buntstifte haben es verdient, aus der Kindergartenecke heraustreten zu dürfen und ihren vollwertigen Platz in der Reihe der echten Künstlermaterialien einzunehmen, um damit einfach locker alles zu zeichnen 🙂

About the author 

Annette

Als Zeichen-Coach gebe Dir die Starthilfe, um einfach locker Zeichnen zu lernen. Trau‘ Dich und lass‘ Dich von mir auf Deinem Weg zu eindrucksvollen eigenen Zeichnungen und Bildern begleiten. 

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