Menschen zeichnen – eine kurze Anleitung nach dem IKEA-Prinzip

Ikea Männchen und Imbus Schlüssel als Illustration zum Thema Menschen zeichnen

Wer schon mal ein Regal vom großen schwedischen Möbelhaus aufgebaut hat, kennt das Gefühl: Man hat eine klare Vorstellung vom fertigen Möbelstück (es sah im Katalog so einfach aus!), aber vor einem liegt nur ein Haufen Einzelteile – und eine Anleitung, die bestenfalls rätselhaft ist.

Beim Zeichnen von Menschen ist es ähnlich. Wir sehen die fertige Figur – live oder auf einer Vorlage – un der ”Trick” ist jetzt, sie aus den Einzelteilen zusammenzusetzen. Wie das funktioniert? Genau wie bei IKEA: Schritt für Schritt.

 

Schritt 1: Wähle dein „Möbelstück“ – das Motiv

Such dir eine Figur aus, die du zeichnen möchtest. Entweder du zeichnest live, also aus der direkten Beobachtung, oder du suchst dir eine Vorlage im Internet oder eine gedruckte, z.B. aus einer Zeitschrift. Studiere sie genau und versuche schon jetzt, die Zeichnung im Kopf vorauszudenken. Je  klarer dein Bild vom Endergebnis, desto leichter wird der Aufbau.

 

Schritt 2: Lege dir die Einzelteile zurecht

Bevor du loslegst, hilft es, sich bewusst zu machen, aus welchen Bauteilen eine menschliche Figur besteht:

  • Der Kopf – unser erster Orientierungspunkt
  • Die Körperachsen – das „Grundgerüst“, bestehend aus:
    • Schulterachse
    • Wirbelsäule
    • Hüftachse
  • Die Gliedmaßen, unterteilt in:
    • Ober- und Unterarm
    • Oberschenkel und Unterschenkel

Wenn du diese Bauteile im Kopf hast, wird es leichter, sie sinnvoll zusammenzusetzen.

Grundgerüst Menschen zeichnen

Schritt 3:  Baue das Grundgerüst

Jetzt wird zusammengefügt, was zusammengehört. Starte mit dem Kopf und richte die Körperachsen aus. Diese helfen dir, die Haltung und Dynamik der Figur festzulegen.

Dann kommen die Gliedmaßen dran. Achte darauf, dass sie logisch an die Achsen anschließen. Stell dir das Ganze wie ein bewegliches Skelett vor: Die Gelenke sind Drehpunkte, die Arme und Beine setzen sich aus zwei Segmenten zusammen.

Tipp: Schau dir die Abstände zwischen den Körperteilen genau an! Der Zwischenraum zwischen den Beinen oder zwischen einem angewinkelten Arm und dem Körper hilft dir, die Proportionen und Winkel richtig zu erfassen.

 

Schritt 4: Füge Muskeln und Haut hinzu

Klingt makaber, ist aber genau das, was jetzt passiert. Über dein Gerüst legst du die Muskeln und die Körperkonturen. Die Linien werden weicher, die Figur bekommt Volumen. Das heißt natürlich nicht, dass du alle Muskelstränge detailgetreu zeichnest, nur eben so viel, wie es braucht, um die “Körpermasse” zu erkennen.

 

Einfache Figuren sitzend und bekleidet

 

Schritt 5: Zieh deine Figur an

Zum Schluss kommt das Outfit. Die Silhouette steht, jetzt kannst du Kleidung und ein paar wenige Details ergänzen. Am besten, du startest damit, Kleidung als einfache Grundformen, also wie Blöcke zu sehen. Schau dir aber auch an, wie die Kleidung über den Körper fällt und wo sie sich durch Bewegung verzieht oder Falten wirft.

Achtung: Verliere dich nicht in Details, sonst verliert deine schnelle Skizze an Ausdruck und Lebendigkeit. Es geht erstmal nur darum, eine Skizze mit deiner Skizze auszudrücken, wie die Figur, also die Person, im Raum positioniert ist.

 

Das war einfach, oder? 

Wenn du Schritt für Schritt vorgehst, wird aus einem Haufen Linien und Formen eine glaubwürdige Figur – genau wie aus einem Stapel Bretter und Schrauben irgendwann ein Regal wird. Der Vorteil beim Zeichnen? Kein fehlender Imbusschlüssel!

Hund der buddelt

Übrigens: Dieses Prinzip kannst du bei fast jedem Motiv anwenden! Natürlich gibt es bei einem Porträt keine Körperachsen und bei einer Landschaft keine Gliedmaßen, aber das Grundprinzip bleibt dasselbe: Zerlege dein Motiv in seine Einzelteile und setze es dann Schritt für Schritt folgerichtig und glaubwürdig zusammen. So schaffst du nicht nur eine stimmige Komposition, sondern auch mehr Realismus, Tiefe und Ausdruck. Also, ran an die Stifte – viel Spaß beim Zeichnen!

Hi, ich bin Annette …

… und ich zeichne und male seit ich ein kleines Kind bin. Ich habe unterwegs gezeichnet, als es den Begriff  Urban Sketching noch gar nicht gab – meine Mama hatte unterwegs immer Stifte und Papier dabei, falls mir mal langweilig wurde, und so habe ich gezeichnet und gezeichnet ;-)

Nachdem ich vor einigen Jahren diese frühe Leidenschaft wiederentdeckt habe, zeichne ich täglich und gebe Mal-, Zeichen- und andere Kreativkurse online und live.

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